
Schilddrüsenüberfunktion (Hypothyreose)
Die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) ist eine Funktionsstörung, bei der die Schilddrüse zu viele Hormone (T3 und T4) produziert. Dadurch kommt es zu einer übermäßigen Aktivierung der Hormonrezeptoren in nahezu allen wichtigen Organen. Mögliche Folgen sind ein beschleunigter Stoffwechsel und vielfältige körperliche Beschwerden.
Rund ein bis drei Prozent der Frauen und 0,1 Prozent der Männer entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Hyperthyreose. Zu den häufigen Auslösern zählen vor allem die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow und autonome Adenome.
Symptome
Welche Symptome treten bei einer Schilddrüsenüberfunktion auf?
Die Überversorgung mit Schilddrüsenhormonen T3 und T4 kann vielfältige Symptome verursachen und verschiedene Organe beeinflussen.
Patienten berichten von Ruhelosigkeit, Nervosität, Reizbarkeit, Schlafstörungen und Hitzegefühl. Der Körper reagiert mit übermäßigem Schwitzen, gesteigerter Herzfrequenz (Tachykardie) und Durchfall. Der Grundumsatz sowie der Fettsäure- und Kohlenhydratverbrauch sind erhöht, sodass Betroffene an Körpergewicht verlieren. Muskeln werden schwach und beginnen zu zittern.
Tritt die Schilddrüsenüberfunktion als Folge von Morbus Basedow auf, können sich weitere charakteristische Symptome zeigen, wie zum Beispiel sichtbare Veränderungen der Augenhöhle (endokrine Orbitopathie).
Häufige Anzeichen im Überblick:
-
Herz-Kreislauf: Erhöhter Puls, Herzrasen, Bluthochdruck
-
Stoffwechsel: Gewichtsverlust trotz normalem oder gesteigertem Appetit, Hitzegefühl
-
Verdauung: Weicher Stuhlgang
-
Nervensystem: Zittern, Nervosität, innere Unruhe, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche
-
Schilddrüse: Vergrößerung der Schilddrüse
-
Augen: Hervortretende Augen (bei Morbus Basedow)
-
Haut & Haare: Vermehrtes Schwitzen, feuchte Haut, Haarausfall, Pigmentstörungen


Ist eine Schilddrüsenüberfunktion gefährlich?
Eine unbehandelte Schilddrüsenüberfunktion kann in seltenen Fällen zu einer sogenannten thyreotoxischen Krise führen. Dabei handelt es sich um eine plötzliche, potenziell lebensbedrohliche Hormonüberflutung des Stoffwechsels durch die Schilddrüse.
Begleitet wird sie durch Symptome wie extrem hohen Puls, Fieber, Verwirrtheit und Koma. Ausgelöst wird die Krise zum Beispiel durch schwere Infektionen, Traumata, Jodkontamination oder Schwangerschaftskomplikationen.
Welche Gesundheitsrisiken und Folgeerkrankungen entstehen durch Schilddrüsenüberfunktion?
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann bestehende Erkrankungen und deren Symptome verschlimmern und zu Folgeerkrankungen führen, wenn sie über einen langen Zeitraum unbehandelt besteht.
Leiden ältere Menschen über 60 Jahren an Schilddrüsenüberfunktion, entwickeln sie häufiger Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern als gleichaltrige Menschen mit normaler Schilddrüsenfunktion. Damit einher geht ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Das führt dazu, dass Menschen mit unbehandelter Schilddrüsenüberfunktion statistisch eine erhöhte Sterblichkeit haben als Menschen mit normaler Schilddrüsenfunktion.
Bleibt eine Schilddrüsenüberfunktion über längere Zeit unbehandelt, steigt zudem das Risiko, an Osteoporose (sekundäre Osteoporose) zu erkranken. Bei Osteoporose, auch Knochenschwund genannt, kommt es zu einem Abbau von Knochensubstanz. Knochen werden porös, instabil und brechen leichter.
Frauen, die ohnehin ein höheres Osteoporoserisiko als Männer haben, erkranken durch eine Schilddrüsenüberfunktion bis zu 10-mal häufiger als Frauen mit gesunder Schilddrüse. Frauen in den Wechseljahren erleben zudem oft eine Verschlimmerung typischer Beschwerden wie Hitzewallungen, Nervosität und Schlafstörungen durch die Schilddrüsenüberfunktion. Auch auf Erkrankungen wie Depressionen oder Panikattacken kann sich die Hyperthyreose negativ auswirken.

Welche Warnsignale gibt es bei Schilddrüsenüberfunktion?
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann sich schleichend entwickeln, also über eine längere Zeit fast unbemerkt bleiben. Bestimmte Symptome sollten als Warnsignale ernst genommen werden. Dazu zählen zum Beispiel Veränderungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzrasen im Ruhezustand (Tachykardie) oder Herzstolpern. Auch Veränderungen im Stoffwechsel können Warnsignale darstellen. Dazu zählen unerklärlicher Gewichtsverlust oder vermehrtes Schwitzen. Patienten berichten außerdem über ein Gefühl der Muskelschwäche oder -schmerzen.
Welche Symptome haben Frauen bei Schilddrüsenüberfunktion?
Die Schilddrüsenüberfunktion betrifft überwiegend Frauen. Bei dem Großteil der möglichen Symptomen gibt es zwischen den Geschlechtern zwar Überschneidungen, allerdings gibt es einige Beschwerden, die spezifisch bei Frauen auftreten. Da die Schilddrüsenfunktion eng mit dem Hormonhaushalt verbunden ist, kann eine Überfunktion das hormonelle Gleichgewicht stören. Mit Folgen wie: Menstruationsstörungen, Brustspannen, unerfülltem Kinderwunsch oder Schwangerschaftskomplikationen.
-
Menstruationsstörungen und Kinderwunsch
-
Unregelmäßige oder ausbleibende Periode (Oligomenorrhö oder Amenorrhö)
-
Sehr starke oder sehr schwache Blutungen
-
Verkürzte oder verlängerte Zyklusdauer
-
Schwierigkeiten, schwanger zu werden (unerfüllter Kinderwunsch)
-
-
Schwangerschaftsprobleme und Fehlgeburtsrisiko
-
Höheres Risiko für Fehlgeburten oder Frühgeburten
-
Schwierigkeiten beim Einnisten der Eizelle
-
Gefahr einer Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie)
-
Welche spezifischen Symptome haben Männer bei Schilddrüsenüberfunktion?
Männer mit Schilddrüsenüberfunktion leiden besonders häufig unter Herzproblemen und Muskelschwäche, die auch Frauen betreffen können. Spezifisch männliche Symptome sind sexuellen Funktionsstörungen und Minderung der Fruchbarkeit. Dazu zählen Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion) und Beeinträchtigung der Spermienqualität.
Da die Symptome oft unspezifisch sind, wird die Diagnose bei Männern manchmal später gestellt als bei Frauen. Ein Schilddrüsencheck, wie ihn das Schilddrüsenzentrum Bonn und Bornheim anbietet, kann hier frühzeitig Klarheit bringen.


Ursachen
Eine Überfunktion der Schilddrüse kann durch unterschiedliche Faktoren verursacht werden. In Gesellschaften mit adäquater Jodversorgung wird die Schilddrüsenüberfunktion am häufigsten durch Morbus Basedow verursacht. Die Autoimmunerkrankung steckt in rund 80 Prozent der Fälle hinter einer Hyperthyreose.
Etwa jeder Fünfte entwickelt eine Schilddrüsenüberfunktion infolge einer toxischen Schilddrüsenautonomie. Allerdings kommt dieses Krankheitsbild in Jodmangelgebieten häufiger vor. Dort verursacht die toxische Schilddrüsenautonomie jeden zweiten Fall von Hyperthyreose. Von einer Schilddrüsenautonomie spricht man, wenn Areale des Schilddrüsengewebes nicht mehr der Kontrolle der Hypothalamus-Hypophysen-Achse unterliegen. Oftmals entstehen dabei Knoten. Sie werden als "heiße Knoten" bezeichnet.
Kommt es in mehreren abgegrenzten Teilen der Schilddrüse zu heißen Knoten, spricht man von einer multifokalen Autonomie. Ist nur ein einziges Gebiet betroffen, bezeichnet man es als autonomes Adenom oder unifokale Autonomie. In seltenen Fällen ist die gesamte Schilddrüse von kleineren autonomen Zellinseln durchsetzt, was als disseminierte Autonomie bezeichnet wird. Seltener wird eine Schilddrüsenüberfunktion durch eine Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis), durch exzessive Jodzufuhr oder hormonelle Veränderungen während Schwangerschaften oder in den Wechseljahren ausgelöst.
Diagnostik
Die Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion erfolgt durch verschiedene Untersuchungen. Am Anfang der Schilddrüsendiagnostik steht zumeist eine Messung der Schilddrüsenwerte (TSH, Schilddrüsenhormone T3 und T4) im Blut.
Eine Hyperthyreose zeigt sich durch einen niedrigen TSH-Spiegel im Blut sowie durch erhöhte T3- und T4-Werte. Bei Patienten mit einer latenten Schilddrüsenüberfunktion ist lediglich der TSH-Spiegel erniedrigt, während T3 und T4 im normalen Referenzbereich liegen.
Nach positivem Befund stehen Medizinern weitere Instrumente zur Ursachensuche der Überfunktion zur Verfügung. Dazu zählt die Messung der Blutkonzentration der TSH-Rezeptor-Antikörper und bildgebende Verfahren wie die Sonografie oder Szintigrafie. Der Nachweis von Antikörpern ist wichtig zur Diagnose von Morbus Basedow.
Bei der Schilddrüsensonografie kann die Größe und Struktur der Schilddrüsenknoten dargestellt und beurteilt werden. Das Verfahren eignet sich besonders für Verlaufsuntersuchungen, bei denen überprüft wird, ob ein Knoten wächst.
Eine Schilddrüsenszintigrafie mit radioaktivem 99mTechnetium-Pertechnetat (PTT) ist notwendig, wenn die Laborwerte Hinweise auf einen heißen Knoten ergeben. Je nach Untersuchungsergebnis ergeben sich weitere diagnostische Schritte, wie die Untersuchung auf zusätzliche Autoimmunerkrankungen bei positivem Morbus-Basedow-Befund und die Abklärung von Begleit- oder Folgeerkrankungen von Herz, Knochen und Stoffwechsel.
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Überfunktion und dem Schweregrad der Erkrankung.
Eine unkomplizierte Hyperthyreose lässt sich medikamentös durch die Einnahme von Thyreostatika behandeln. Sie verringern die Schilddrüsenhormonproduktion, indem sie entweder die Umwandlung von T4 zum biologisch aktiven Hormon T3 hemmen oder indem sie die Jod-Peroxidase-Enzymaktivität blockieren. Das Enzym spielt eine wichtige Rolle bei der Produktion von Schilddrüsenhormonen. Eine angepasste Jodzufuhr und Stressmanagement können unterstützend wirken. Alternativ kann eine durch Morbus Basedow oder eine toxische Schilddrüsenautonomie hervorgerufene Überfunktion durch eine Radiojodtherapie behandelt werden.
Erschweren Komplikationen eine nicht-invasive Therapie der Hyperthyreose, ist die Schilddrüse massiv vergrößert oder von Krebs befallen, kann es notwendig sein, das Organ ganz oder teilweise chirurgisch zu entfernen (Thyreoidektomie). Im Fall von Morbus Basedow ist dies die radikalste und zugleich effektivste Behandlung. Die Folge der operativen Entfernung von Schilddrüsengewebe ist ein Mangel an Schilddrüsenhormonen. Zur Behandlung nehmen Patienten lebenslang Hormonersatzpräparate ein.
Was darf man bei einer Schilddrüsenüberfunktion nicht machen?
Pauschale Verhaltensverbote oder Ernährungseinschränkungen lassen sich für Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion nicht aussprechen. Wird die Schilddrüsenüberfunktion behandelt, fühlt sich ein Patient wohl und ist gut eingestellt, ist ein Leben ohne größere Einschränkungen der Lebensqualität möglich.
Dennoch sollten Patienten einige Dinge beachten:
-
Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung
-
Reduzieren Sie jodhaltige Nahrungsmittel
-
Kontrollieren Sie Stress und vermeiden Sie körperliche Überanstrengung
-
Sprechen Sie größere Ernährungsumstellungen mit Ihrem Arzt ab
-
Setzen Sie Medikamente nicht eigenmächtig ab, sondern nur in Rücksprache mit Ihrem Arzt
Besondere Vorsicht ist bei Morbus Basedow geboten, da hier Stress und Jod die Autoimmunreaktion verstärken können.