top of page
Dr-Lunow-schilddruesenzentrum-arzt-bornheim-bonn-köln-facharzt-hashimoto-check-up-schilddr

Struma diffusa
(Schilddrüsenvergrößerung)

Wächst die Schilddrüse in gleichmäßiger Weise über ihre normale Größe hinaus, spricht man von einer Struma diffusa. Das Phänomen, das unter dem Namen „Kropf“ bekannt ist, weckte bereits vor rund 5000 Jahren das Interesse der chinesischen Medizin. Hauptursache einer Struma diffusa ist heute dieselbe wie damals: chronischer Jodmangel.

Obwohl in Deutschland Maßnahmen zur Vorbeugung ergriffen wurden, ist das Problem noch immer weit verbreitet. Die Struma zählt weltweit zu den häufigsten endokrinen Veränderungen. Fast jeder Dritte in Deutschland lebt mit einer leichten Vergrößerung der Schilddrüse. Dabei sind Frauen viermal häufiger betroffen als Männer.

In manchen Fällen kann eine Struma eine Größe erreichen, dass sie dem Betrachter direkt ins Auge springt oder Betroffenen Beschwerden beim Schlucken und Sprechen bereitet. Häufig bleibt sie lange unbemerkt – dabei ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend, um Spätfolgen zu vermeiden.

Was ist der Unterschied zwischen einer Struma diffusa und einer Struma nodosa?

In der Medizin lassen sich Strumen nach unterschiedlichen Kriterien unterscheiden, zum Beispiel nach Lage (eutop oder dystop), nach hormoneller Aktivität (euthyreot, hypothyreot oder hyperthyreot) oder nach Form und Beschaffenheit: Struma diffusa und Struma nodosa.
 

Eine Struma nodosa (Link: Schilddrüsenknoten) beschreibt eine Schilddrüsenvergrößerung mit knotigen Veränderungen, während eine Struma diffusa ein gleichmäßiges, diffuses Wachstum aufweist.

Beide Formen können lange Zeit unbemerkt bestehen und sich schleichend vergrößern. Es ist möglich, dass eine Struma oder eine zugrunde liegende Schilddrüsenfunktionsstörung zufällig bei einer Untersuchung festgestellt wird. In anderen Fällen kann sie zu spürbaren Beschwerden führen.

Schilddrüsenvergrößerung-Struma-diffusa-Jodmangel-Schilddrüsenknoten-Hashimoto-Thyreoiditi
Lunow-schilddrüsenzentrum-bonn-köln-bornheim-schilddrüsenarzt-facharzt-hashimoto-schilddrü

Symptome
Welche Symptome treten bei einer Struma diffusa auf?

Eine Struma entsteht nicht plötzlich. Die Größenzunahme geschieht schleichend, häufig über Jahre hinweg. In vielen Fällen tritt dabei ein Gewöhnungseffekt auf, der dazu führt, dass mögliche Beschwerden wie ständiger Räusperzwang oder ein Engegefühl am Hals gar nicht bewusst wahrgenommen oder mit der Schilddrüse in Zusammenhang gebracht werden. Manche Patienten meiden Rollkragenpullover oder Halsketten, da diese zusätzlich als beengend empfunden werden.

it zunehmender Größe der Schilddrüse können jedoch lokale Beschwerden zunehmen. Zu den häufigsten lokalen Symptomen zählen:

  • Druckgefühl oder Enge im Halsbereich

  • Räusperzwang

  • Schluckbeschwerden

  • Heiserkeit (bei Beeinflussung des Stimmbandnervs)

  • Atemnot (bei retrosternaler Ausdehnung)

  • Sichtbare „Schwellung“ oder „Beule“ am Hals

Je nach Ursache der Struma können neben lokalen auch systemische Symptome auftreten. Abhängig von der hormonellen Aktivität der betroffenen Schilddrüse können Beschwerden einer Über- oder Unterfunktion (Hyperthyreose/Hypothyreose) hinzukommen.

Häufige Symptome der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose):

  • Erhöhter Puls, Herzrasen, Bluthochdruck

  • Gewichtsverlust, Hitzegefühl

  • Zittern, Nervosität, innere Unruhe, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche

  • Vergrößerung der Schilddrüse

  • Vermehrtes Schwitzen, feuchte Haut, Haarausfall, Pigmentstörungen

Häufige Symptome der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose):

  • Müdigkeit, Erschöpfung

  • Gewichtszunahme

  • Kälteempfindlichkeit

  • Trockene Haut, brüchige Haare und Nägel

  • Verstopfung

  • Depressive Verstimmungen oder Konzentrationsstörungen

  • Niedriger Blutdruck

  • Zyklusstörungen bei Frauen

Ursachen
Was verursacht eine Struma diffusa?

Eine Struma kann verschiedene Ursachen haben. Hauptursache ist sowohl bei der Struma diffusa als auch bei der Struma nodosa eine dauerhafte Unterversorgung mit Jod. Aber auch Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse können zu einer Vergrößerung des Organs führen. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis wird das Gewebe der Schilddrüse durch die körpereigene Immunabwehr geschädigt. In dem Versuch, die Produktion von Hormonen aufrechtzuerhalten, steigert die Schilddrüse ihr Wachstum.
 

Bei Morbus Basedow, einer anderen Autoimmunerkrankung, stimulieren Autoantikörper (TRAK) die Schilddrüse. Sie produziert dauerhaft Schilddrüsenhormone, verfällt in eine Überaktivität und nimmt dadurch ebenfalls an Größe zu.
 

Daneben können noch andere Ursachen zur Entstehung einer Schilddrüsenvergrößerung beitragen:

  • Hormonelle Umstellungen (Pubertät, Schwangerschaft, Menopause)

  • Genetische Veranlagung

  • Einfluss bestimmter Medikamente (z. B. Lithium)

  • Umweltfaktoren oder Belastung mit strumigen Substanzen (goitrogene Stoffe)

  • Bei Struma nodosa: Zysten, entzündete Areale, gutartige, selten aber auch bösartige Tumore

Warum kann chronischer Jodmangel zu einer Struma führen?

Das Spurenelement Jod liefert den Baustoff zur Herstellung der Moleküle T1 (Monojodtyrosin) und T2 (Dijodtyrosin), aus denen durch Verbindung wiederum die Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Tetrajodthyronin) entstehen.

Ist die Jodzufuhr über die Nahrung zu gering, verliert die Schilddrüse allmählich die Fähigkeit, ausreichend dieser lebenswichtigen Hormone zu produzieren. 

Der Körper reagiert, indem die Hirnanhangsdrüse vermehrt das TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) ausschüttet, um die Schilddrüse zur Hormonproduktion anzuregen. In der Folge versucht die Schilddrüse, durch Zunahme des Drüsenvolumens die verminderte Hormonproduktion zu kompensieren – eine Struma entsteht.

Was sind die Anzeichen für Jodmangel?

Schilddrüsenhormone sind die einzigen bekannten Moleküle in unserem Körper, die zwingend auf Jod angewiesen sind. Daher zählen Veränderungen der Schilddrüse – wie eine beginnende Struma oder erste Anzeichen einer Unterfunktion – zu den häufigsten frühen Warnzeichen eines chronischen Jodmangels. Andere Symptome treten meist erst später oder unspezifisch auf, weshalb eine sichere Diagnose nur durch eine medizinische Untersuchung gestellt werden kann. Die gängige Methode zur Beurteilung einer möglichen Jodunterversorgung ist die Bestimmung der Jodausscheidung im Urin.

Wie verbreitet ist Jodmangel in Deutschland, Österreich und der Schweiz?

Deutschland, Österreich und die Schweiz zählen – wie ganz Mitteleuropa – zu den natürlichen Jodmangelgebieten. Das Spurenelement Jod ist in der Region im Boden, im Trinkwasser sowie in pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln nur in geringen Mengen enthalten. Obwohl in Deutschland bereits seit mehreren Jahrzehnten Jod dem Speisesalz zugesetzt wird, um Mangelerscheinungen vorzubeugen, nimmt nach aktuellen Schätzungen rund ein Drittel der Bevölkerung weniger Jod auf, als zur Deckung des durchschnittlichen Bedarfs empfohlen wird.

Ist eine Struma gefährlich?

Die Prognose einer Struma diffusa ist in der Regel gut, insbesondere wenn die Grunderkrankung rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Eine regelmäßige Kontrolle der Schilddrüsenfunktion und -größe ist empfehlenswert, um ein Fortschreiten oder eine Knotenbildung frühzeitig zu erkennen.

Jodmangel, die Hauptursache einer Struma diffusa, kann je nach Alter unterschiedliche, teils schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen – insbesondere Entwicklungsstörungen bei Säuglingen.

Auch eine langjährig unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion kann zu Risiken wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, metabolischem Syndrom oder Depression führen.
 

Liefert die Diagnostik der Struma den Befund „Struma nodosa“ müssen zusätzliche Untersuchungen eine mögliche Krebserkrankung ausschließen. Die meisten Schilddrüsenknoten sind gutartig, bösartige Tumore kommen nur sehr selten als Ursache von Schilddrüsenknoten vor. Eine Struma ist also nicht per se gefährlich, sollte aber ärztlich abgeklärt werden, um Funktionsstörungen oder Komplikationen rechtzeitig zu behandeln.

Diagnose

Die wichtigste Rolle in der Diagnostik einer Struma spielt die Kombination aus Sonografie und klinischer Untersuchung (Inspektion und Palpation der Schilddrüse). Während in der klinischen Untersuchung nur fortgeschrittene Vergrößerungen erkannt werden können, ermöglicht der Ultraschall die Detektion bereits früher Stadien. Dank der Sonografie wird eine Schilddrüsenvergrößerung heute oft als Zufallsbefund – beispielsweise im Rahmen eines allgemeinen Gesundheitschecks – festgestellt.
 

Da eine Struma keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom bzw. eine Reaktion des Schilddrüsengewebes darstellt, erfordert der Befund weitere diagnostische Schritte zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktion auf Hypothyreose oder Hyperthyreose, zum Beispiel mittels Blut- und Urinuntersuchung, ggf. Szintigrafie und Feinnadelpunktion. Die Schilddrüsen-Szintigrafie ist neben dem Ultraschall ein weiteres bildgebendes Verfahren, das ermöglicht, die Aktivität (oder Inaktivität) von Schilddrüsenknoten näher zu untersuchen. Die Feinnadelbiopsie kommt zum Einsatz, wenn das Schilddrüsengewebe hinsichtlich eines Krebsverdachts (Struma maligna) abgeklärt werden muss. Dabei entnimmt der Arzt eine kleine Gewebeprobe mithilfe einer dünnen Nadel.

Ab welcher Größe spricht man von einer Struma?

Die Schilddrüse gilt bei erwachsenen Frauen als normal groß, wenn ihr Volumen zwischen 6 und 18 Millilitern liegt - etwa vergleichbar mit der Größe einer Walnuss. Bei Männern liegt der Normalbereich zwischen 9 und 25 Millilitern. Diese Richtwerte dienen allerdings nur als grobe Orientierung. In der medizinischen Praxis lässt sich damit nicht immer eindeutig bestimmen, ob eine Schilddrüse im individuellen Fall bereits vergrößert oder noch unauffällig ist. Das Schilddrüsenvolumen kann je nach Alter, Geschlecht und Körperbau variieren - und auch außerhalb der Normwerte ohne krankhafte Ursache liegen.

Neben der Größenbestimmung der Schilddrüse im Ultraschall geben die Tast- und Sichtbarkeit des Organs Anhaltspunkte über den Grad einer Struma.


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwendet folgende Kriterien für die Struma-Größe nach ihrem Grad der Tastbarkeit:

Grad 0: Struma lässt sich nicht tasten (nur im Ultraschall darstellbar)
Grad 1: tastbare Vergrößerung, nicht sichtbar
Grad 1a: tastbare Vergrößerung, aber nicht sichtbar bei Rückwärtsneigung des Kopfes
Grad 1b: tastbare Vergrößerung und sichtbar bei Rückwärtsneigung des Kopfes
Grad 2: tastbare und sichtbare Vergrößerung bei normaler Kopfhaltung
Grad 3: tastbare und sichtbare Vergrößerung mit lokalen Komplikationen

Therapie
Wie lässt sich eine Struma diffusa behandeln?

Die Struma diffusa und ihre Hauptursache, der Jodmangel, lässt sich in Regel gut behandeln. Bei niedriggradigen Vergrößerungen können bereits Ernährungsanpassungen mit gesteigerter Jodzufuhr effektiv helfen. Patienten mit einer Schilddrüsenvergrößerung ohne Hashimoto-Thyreoiditis sollten Jodsalz verwenden und möglichst zweimal pro Woche Seefisch essen. Wenn dadurch die Jodzufuhr nicht ausreichend gewährleistet ist, kann die zusätzliche Einnahme von Jodtabletten oder der medikamentöse Hormonersatz durch Thyroxin nötig sein. Schwangere Frauen haben einen erhöhten Bedarf an Schilddrüsenhormonen. Für sie und das heranwachsende Kind ist eine ausreichende Jodzufuhr besonders wichtig.

Bei Patienten mit Struma diffusa im Zusammenhang mit Hashimoto-Thyreoiditis ist bei der Steigerung der Jodzufuhr besondere Vorsicht geboten. Bei dieser Autoimmunerkrankung der Schilddrüse kann eine zu große Jodaufnahme schädlich wirken. 

Die Therapie einer Struma nodosa variiert je nach Befund. In manchen Fällen ist die Einnahme von Medikamenten erforderlich. In schwereren Fällen kann eine teilweise oder vollständige chirurgische Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidektomie) notwendig sein.  Viele Patienten mit Schilddrüsenknoten benötigen jedoch keine Therapie.  In vielen Fällen reicht es, die Struma regelmäßig ärztlich auf Veränderungen untersuchen zu lassen.

bottom of page