Heißer Knoten, kalter Knoten – wann ist eine Schilddrüsenoperation nötig?
- Dr. Christian Lunow
- vor 6 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Die Diagnose „Schilddrüsenknoten“ kann bei Betroffenen Angst auslösen, denn wer „Knoten“ hört, denkt schnell an Krebs. Tatsächlich ist nicht jeder Knoten gefährlich. In den meisten Fällen handelt es sich um gutartige Veränderungen des Gewebes. Dennoch sollte stets eine genaue Abklärung erfolgen. Warum es wichtig ist, zu unterscheiden, ob es sich um „heiße“ oder um „kalte“ Knoten handelt und warum längst nicht immer eine Operation notwendig ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was ist der Unterschied zwischen „heißen“ und „kalten“ Knoten in der Schilddrüse?
Schilddrüsenknoten sind Veränderungen im Gewebe der Schilddrüse. Warum sie entstehen, ist noch nicht umfassend verstanden. Klar ist allerdings, dass sie bei Menschen mit entsprechender genetischer Prädisposition durch anhaltenden Jodmangel entstehen.
Heißer Knoten: Unter einem „heißen“ Knoten versteht man einen Schilddrüsenknoten, der selbst Schilddrüsenhormone produziert. Heiße Knoten werden daher auch „aktive Knoten“ genannt. Anders als das sie umgebende „normale“ Schilddrüsengewebe richtet sich die Menge der Hormone, die diese Knoten herstellen, nicht nach dem Hormonbedarf des Körpers. Sie arbeiten losgelöst von der negativen Rückkopplung des Hormonregelkreises und damit vom TSH-Spiegel. Man spricht in diesem Fall auch von autonomen Adenomen. Heiße Knoten können zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen und Probleme wie inneres Herzrasen, Nervosität, Hitze und Schwitzen verursachen.
In der Szintigrafie erscheint der Knoten als dunkelrot oder gelb. Daher stammt die Bezeichnung „heiß“. Heiße Schilddrüsenknoten sind fast immer gutartig.
Kalter Knoten: Kalte Knoten sind Gewebsveränderungen in der Schilddrüse, die nicht oder nur eingeschränkt in der Lage sind, Schilddrüsenhormone zu bilden. In der Szintigrafie erscheinen sie im Gegensatz zu „heißen“ Knoten nicht rot oder gelb, sondern eher in kühlen Farbtönen wie Violett oder Blau. Kalte Knoten sind inaktiv, das heißt, sie produzieren keine oder nahezu keine Schilddrüsenhormone. Dabei kann es sich um Zysten, entzündete Areale, gutartige Veränderungen oder – seltener – auch um bösartige Tumoren handeln.

Wann ist eine Schilddrüsen OP nötig?
Schilddrüsenknoten können Beschwerden verursachen oder eine Größe erreichen, die sie äußerlich tastbar oder sogar sichtbar macht. Häufig werden sie jedoch zunächst gar nicht bemerkt und eher zufällig entdeckt – etwa bei einer Routine-Ultraschalluntersuchung im Rahmen eines Check-ups oder bei der Untersuchung einer Halsentzündung. In solchen Fällen wird Patienten oftmals zu einer Operation geraten.
Unser Zentrum für Schilddrüsenerkrankungen wird von Patienten häufig aufgesucht, um vor einer Operation eine Zweitmeinung einzuholen. In der Praxis zeigt sich dabei: In vielen Fällen kann Betroffenen die vollständige Entfernung der Schilddrüse – und damit ein lebenslanger Hormonersatz – erspart bleiben. Schilddrüsenknoten sind häufig gutartig. Ob ein Knoten entfernt werden sollte, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen: Hormonaktivität, Größe, Wachstum, Beschwerden und potenzielle Risiken. Eine sorgfältige Diagnostik mittels Ultraschall, Szintigrafie, Laborwerten und gegebenenfalls Feinnadelpunktion ist entscheidend für die richtige Behandlungsentscheidung.
In spezialisierten Praxen oder Schilddrüsenzentren wird individuell und gemeinsam mit dem Patienten entschieden, ob die Ergebnisse der Diagnostik eine Operation rechtfertigen – oder ob nicht-operative Behandlungsoptionen ausreichen.

Gründe für eine Schilddrüsenoperation:
Verdacht auf Krebs: Ein verdächtiger Schilddrüsenknoten kann mithilfe einer Feinnadelpunktion genauer untersucht werden. Liefert die Gewebeuntersuchung Hinweise auf ein Schilddrüsenkarzinom, besteht in der Regel eine dringende Indikation zur operativen Entfernung, um weitere Gesundheitsrisiken zu minimieren. Bösartige Schilddrüsentumoren sind jedoch selten: In etwa 3–5 % der kalten Knoten handelt es sich um ein Karzinom. Heiße Knoten hingegen sind nahezu immer gutartig.
Beschwerden: Sowohl kalte als auch heiße Knoten können eine Operation notwendig machen – insbesondere dann, wenn sie ungünstig liegen oder so groß sind, dass sie Beschwerden wie Schluckstörungen, Heiserkeit, Atemprobleme oder ständigen Räusperzwang verursachen. Auch ästhetische Gründe können eine Operation begründen, etwa wenn die Schilddrüse durch den Knoten von außen sichtbar vergrößert ist und als störende „Beule“ am Hals wahrgenommen wird.
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Heiße Knoten können gesundheitliche Probleme verursachen, da sie als sogenannte autonome Adenome unabhängig vom Regelkreis Schilddrüsenhormone produzieren. Diese Überproduktion kann zu Symptomen einer Hyperthyreose führen. Eine chirurgische Entfernung oder Teilentfernung der Schilddrüse stellt in solchen Fällen die schnellste, aber auch radikalste Behandlungsform dar.
Alternativ ist jedoch oft auch eine nicht-operative Therapie möglich – beispielsweise durch Medikamente zur Hemmung der Hormonproduktion, Radiojodtherapie oder Thermoablation. Während Thyreostatika die Produktion der Schilddrüsenhormone lediglich hemmen und den Knoten dabei aktiv belassen, zielen die Radiojodtherapie und Thermoablation darauf ab, das aktive Gewebe nicht-operativ zu zerstören. Bei der Radiojodtherapie geschieht dies durch die kontrollierte Einnahme eines radioaktiven Jodisotops, bei der Thermoablation durch die Behandlung mit Hitze.
Fazit
Bei der operativen Entfernung der Schilddrüse handelt es sich um einen relativ komplikationsarmen Eingriff. Dennoch sind chirurgische Eingriffe in der Behandlung von Schilddrüsenknoten nicht immer notwendig. Die Entscheidung hängt vor allem von einer umfassenden Diagnostik ab, bei der die Wahrscheinlichkeit einer bösartigen Veränderung des Schilddrüsengewebes beurteilt werden muss.
Eine sorgfältige Diagnostik – bestehend aus Ultraschall, Szintigrafie, ggf. Blutuntersuchungen und Biopsie – ist entscheidend, um das Risiko korrekt einzuschätzen. Sowohl heiße als auch kalte Knoten sind in den meisten Fällen gutartig. Nach dem Ausschluss eines Karzinoms sollten mögliche therapeutische Schritte in enger Abstimmung mit dem Patienten sowie unter Berücksichtigung seiner individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse getroffen werden.
Unsere Empfehlung: Lassen Sie Schilddrüsenknoten regelmäßig kontrollieren – insbesondere, wenn bereits Beschwerden bestehen oder sich Veränderungen zeigen. In unserem Zentrum für Schilddrüsenerkrankungen in Bonn und Bornheim beraten wir Sie gerne umfassend und individuell.
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